Minerva Minor W524W
Minerva Minor W524W von 1952 mit Rimlock Röhren Satz.
Da es noch keine Tasten hat, wie es später in den 50er üblich wurde, ist es heute 2021, vom Design her wieder interessant anzusehen.
Das Radio soll einen Bluetooth Adapter bekommen, damit es heute wieder Musik wiedergeben kann.
Das Radio dürfte lange unbeachtet am Dachboden gestanden haben. Innen sehr viel Staub. An der Oberseite ein leichter Wasserschaden. Leider fehlte das Minerva Logo unter dem magischen Auge.
Lautsprecherstoff sehr schmutzig - schwarze Kreisfläche vor dem Lautsprecher.
Röhrenbestückung ECH42, EAF42, EBC41, EL41, EM34, AZ41.
Rechter Knopf ist Abstimmung und Wellenschalter für LW, MW, KW Bereich.
Linker Knopf ist Lautstärke mit Schalter und dazu Tonblende mit 6 Stellungen. Einmal 3x für Phono und 3x für Radio. Jeweils Hell, Mittel, Dunkel.
Reparatur
Zustand war überraschend gut, wenn man vom Staub und Wasserschaden absieht. Lamellen Sicherungen defekt - Bauartbedingt.
Beide Drehsschalter (Wellenschalter und Tonblendenschalter) sehr schwergängig.
Einschalter hängt - schaltet nicht mehr aus. Vorsichtigen Hochfahren mit
Vorschaltlampe
zeigt nichts bedrohliches an. Geräusche im Lautsprecher sind zu hören.
Er zieht bei ca. 50W, es sollten max. 40W sein.
Zum Chassis Ausbau müssen die beiden Holzleisten (Füße) entfernt werden, dann sind die Chassis Schrauben zugänglich.
Ansicht Chassis
Sicherungen
Die Lamellensicherungen sind schon von der Bauart nicht sehr zuverlässig.
Es gibt auch heute keinen Ersatz dafür.
Hier wurden zwei Stück 5x20 Sicherungen mit Sicherungshalter
auf einem kleinen Print an der Rückseite des originalen Sicherungselementes angelötet.
Berührschutz ist durch die Rückwand sowieso gegeben.
Elko neu, weil nur mehr geringe Kapazität und Leckstrom.
Aus dem Alubecher des alten Elkos wurde der Kondensator herausgezogen und mit
einem neuen Inhalt versehen.( Bördel aufschneiden,
Becher mit Heissluftpistole vorsichtig erwärmen, Inhalt rausziehen.)
Die neuen Elkos dürfen aber nicht hermetisch in den Becher geklebt werden.
Es muss ein Luftdurchsatz vom Bodenflansch zum Deckelöffnung gegeben sein.
Damit sind die Sicherheits- Sollbruchstellen der neuen Elkos funktional und nicht blokiert
Datum der Änderung dezent am Becher mit Filzstift notiert.
Danach kann die Einheit wieder mit dem Flansch am Chassis montiert werden.
Mit den neuen Elkos im alten Becher, war die Stromaufnahme wieder normal - super.
Ein / Aus Schalter defekt
Der Schalter ist total verharzt. Drei Blechlaschen halten die Schaltereinheit am Poti. Die zwei leicht erreichbaren versuchte ich zu öffnen - diese brechen aber ab.
Kein Problem - Schalter reinigen und mit Tunerspray konservieren. Die gebrochenen Laschen kann man mit 1,5er Kupferdraht reparieren. Die Blechoberflächen. Lasche u. Potigehäuse, etwas abschleifen vor dem Löten.
Den Draht über die Lasche darüber und am Potigehäuse anlöten.
Kann mit einem 40W Lötkolben gut verlötet werden.
Chassis Unterseite (Original)
Saubere Verdrahtung an der Chassis Unterseite.
Details der Verdrahtung (Original)
Die beiden roten 2nF/1000V Netzleitung zu Chassis Ground (Am Bild links unten) wurden aus Sicherheitsgründen entfernt.
Es wurden die üblichen Koppelkondensatoren (grün, gelb, rot) durch neue axiale Typen ersetzt, da zu hohe Leckströme.
Die Keramischen Kondensatoren als auch die braunen flachen Minerva Kondensatoren wurden belassen.
Der Kathodenelko der EL41 wurde getauscht - Das war der große schwarzer Elko unter der Lötleiste (Bild links oben) welcher total taub war - erneuert.
Auch der Kondensator mit der Kupfer Abschirmfolie war zu erneuern.(Bild links unten 3. Röhre von links)
Details der Verdrahtung - Reparatur
Bandfilter offen
Da der Becher leicht zu öffnen ist, musste einmal reingeschaut werden aber nur schauen - nichts verstellen!
Detail Wellenschalter und Spulen
Beachte Abschirmblech mit Durchführung
Rimlock Röhrensatz
E Röhren 6.3V Rimlocksockel. Alle verwendete Röhren in Vollglas Ausführung - Also ohne Metallsockel an der Röhre.
Magisches Auge als Abstimmanzeige.
Anzeigeröhre EM34
Die EM34 hier hat keine Funktion da keine Leuchtkraft mehr.
Minerva Logo ersetzen
Das Plastik Schild mit dem Minerva Schriftzug fehlte hier.
Von einem anderen Minerva konnte ich eine Form abgießen und aus gefärbten Epoxy das Logo neu gießen.
Die erhabene Schrift wurde mit einem dunklen Gelb eingefärbt.
Bluetooth
Das Radio bekam meine standard Bluetooth Platine - dazu noch ein kleiner Trafo.
Schaltung siehe
Ingelen Fidelio
aber ohne Optokoppler Logik.
Da das magische Auge, hier bei diesem Radio, auch bei Phono immer mit Anodenspannung versorgt wird, muss die Platine per Microschalter eingeschaltet werden.
Es wird die Sekundär Spannung des Trafos geschaltet.
Das Schalten per Optokoppler von der EM Röhre, wie beim
Ingelen Fidelio
ist hier nicht möglich.
Chassis mit Bluetooth Platine
Am Drehkondensator konnte eine vorhandene Bohrung zur Befestigung genutzt werden.
Eine Stütze aus Pertinax trägt auch die Trafoplatine und stützt die Einheit am Chassis ab.
Die Primärseite des Trafos liegt am Ausgang des Netzschalters.
Ein Microschalter schaltet in den 3 Stellungen für Phono (Hell-Mittel-Dunkel) die Sekundärspannung an die BT Platine.
Am Drehschalter (Tonblende 3 x Radio - 3 x Phono) ist ein Messingstellring. Der ist wichtig für die Funktion des Drehschalters
An den Ring kann ein Stück Weißblech als Nocke zur Schalterbetätigung angelötet werden.
Die Steuerzeiten der Nocke müssen nun empirisch eingestellt werden. Die Microschalter Rolle wird von der Nocke betätigt.
Das dünne Blech etwas mit Zinn verdicken ist sinnvoll, Damit hat die Rolle ein Auflage Fläche an der Nocke.
Die blaue Original M3 Schraube (links am Drehschalter) war zu kurz für den Microschalter und musste durch eine längere M3 Schraube ersetzt werden.
In einem unbenutztem M3 Loch an der Chassisoberseite des Radios kann die antike Schraube aber für die nächsten Jahre im Gerät verbleiben...
Die NF Leitung wurde innen an die Phono Buchsen angelötet. NF Pegel auf korrekte Lautstärke ohne Übersteuern abgeglichen.
Fazit
Die Leistungsaufnahme liegt nun bei 40W (230V - Einstellung auf 240V)
Anodenspannung wie im Schaltbild angegeben.
Der Bespannstoff wurde gewaschen und wieder aufgezogen - hat Patina und Falten - dafür aber Original.
Der große Henry Rundlautsprecher leistet hier hervorragende Arbeit. Vom Klang war ich wirklich überrascht. Die Endstufe mit der EL41 ist sehr kräftig.
Es war auch nicht nötig die Gleichrichter Röhre AZ41 zu tauschen.
Ich habe das Radio via Bluetooth mit unterschiedlichen Programmen aus verschieden Epochen versorgt. Auch sehr neue Aufnahmen, mit einem hohen Bassanteil, brachten
das Radio nicht in Schwierigkeiten. Es macht viel Freude damit zu hören.
Dazu kommt noch, dass mit einer Antenne, auf LW, MW und KW Sender zu empfangen waren.
Die Verarbeitung des Chassis gefällt mir sehr. Schrauben mit Lack gesichert. Servicefreundliche wertige Konstruktion. Alle Blechteile sauber verarbeitet, keine scharfe
Kanten, alle Löcher entgratet. Hoher Standard der Fertigung im Jahre 1952.
Die einzige defekte Röhre im Gerät war die EM34, das magische Auge.
Weitere Informationen dazu hier bei Minerva Minor W524W auf Website www.radiomuseum.org zu sehen.
Dateidatum: 27.02.2022