1957 Minerva Super Minx
Ansicht nach der Reparatur.
Kleines Radio mit Röhrenbestückung ECC85 ECH81 EF85 EABC80 EM80 EL84 EZ80
UKW 87.5 - 100MHz, LW, MW, Phono
Rechts - Senderabstimmung AM und UKW
Links - Lautstärke
6 Tasten: Aus - Bass/Sprache - Hell/Dunkel - LW - MW - UKW
Phono wird durch gleichzeitiges Drücken von LW und MW eingeschaltet.
1 Lautsprecher
Buchsen für Phonoeingang und externener Lautsprecher.
Der Verkauspreis lag bei knapp unter 1500.- ATS. Also eineinhalb mal soviel wie die die in Österreich omnipräsente
Eumigette zu dieser Zeit kostete.
Rückseite Gerät
Rückseite Gerät
Chassis
Beim Chassis fällt auf, dass hier Schallwand , Lautsprecher und magisches Auge hier eine Einheit mit dem Chassis bilden.
Es kann als ganzes komplett aus dem Gehäuse ausgebaut werden. Der Ausbau ist etwas kompliziert, da es hier auf jeden Millimeter ankommt. Das Chassis muss etwas gekippt
werden, damit es nach hinten raus gezogen werden kann. Die Tasten, die Lötösen für die Skalenbeleuchtung an der Unterseite und der Ausgangstrafo Oben streifen am Gehäuse.
Chassis Ansicht von Oben (ohne Röhren, Schallwand bereits abgebaut)
Rechts Netztrafo, Mitte Lautsprecher mit Ausgangstrafo, Links Drehkondensator für AM
Chassis Ansicht von Unten.
Rechts UKW Tuners mit Variometer Abstimmung - Mitte Tastenmechanik - Links Becherelko
Hier fällt auf das viel Platz durch die Tastenmechanik verschenkt wurde. Der Aufbau der Verdrahtung ist ungewohnt gedrängt im verbliebenen Raum.
Zugang zu den Röhrenfassungen und Bauteilen in dieser Ebene sehr schwer möglich. Die Bauteile sind in mehreren Lagen inkl. Verdrahtung über Lötleisten sehr gedrängt eingebaut.
Auch in der Herstellung muss dieses Radio eine Herausforderung für die Fertigung gewesen sein. Reihenfolge, Löten, Test, Fehlersuche usw.
Reparatur und notwendige Arbeiten
Das gegenständliche Gerät ist komplett, kein Empfang, Gehäuse verschmutzt. Lautsprecherstoff sehr schlecht.
Innen am Chassis eine dicke Staubschicht. Gerät ist in originalem Zustand, keine früheren Reparaturen sichtbar.
Im Gehäuse innen befindet sich ein verblasster
Datumstempel vom 30. Jänner 1957.
Vorsichtiges Hochfahren mit Vorschaltlampe
zeigt keinen Kurzschluss an, minimales Krächzen aus dem Lautsprecher, aber kein Empfang.
Kontakt Probleme an der Lamellensicherung.
Leistungsaufnahme bei 40W - Die EZ80 ist sehr schwach.
• Röhren überprüfen - Tauschen wenn notwendig.
• Diverse Koppelkondensatoren müssen erneuert werden.
• Becherelko überprüfen - evtl. erneuern.
• Trafo Umschaltung auf 240V ist möglich.
• Netzkabel brüchig - alter Stecker.
• Lamellensicherung - Umbau notwendig.
• Skalenlampen 7V/300mA defekt, Tausch.
• Schäbiger Lautsprecherstoff muss erneuert werden.
• Gehäuse reinigen.
Netzkabel und Sicherungshalter
Das neue Netzkabel wird anstellen des alten Kabels angelötet, die Zugentlastung wird weiterverwendet.
Anstatt der zwei 1.5A Lamellensicherung wird eine 1A Glasrohr Sicherung eingebaut. 1A ist reichlich bemessen bei einem 50W Radio. Wahrscheinlich war die 1.5A Sicherung
die Standardtype bei Minerva damals. Da für diese alten Sicherungen keine Einsätze verfügbar sind, muss eine moderne Type verwendet werden.
Über die Kontakte der alten Lamellensicherung wird eine 5x20 Glasrohr Type eingebaut. Diese Sicherung ist damit von der Geräteunterseite erreichbar.
Kondensatoren
Die Folienkondensatoren hatten alle Widerstände von 10M Ohm und schlechter, gemessen mit Isotest bei Nennspannung.
Zwei Kondensatoren hatten eine Abschirmung, welche mit Selbstklebekupferfolie wie beim
Minerva Mirando
hergestellt wird.
Der Ratio Elko ist versteckt hinter dem Trimmpoti. Die Kondensatoren an den Kontakten des Tastenaggregates sind sehr schwer zu erreichen.
Der große 800nF Kondensator (neben Becherelko) wurde durch einen 470nF + 330nF nachgebildet.
Hier ist auch einer der abgeschirmten Kondensatoren zu sehen, welcher mit Lötöse am Chassis verschraubt ist.
Der Becherelko 3x50µF wurde durch einen neuen Becherelko ersetzt. Hier sind 2x50µF für das Netzteil und 1x 50µF als Kathodenelko der EL84 realisiert.
Der 3 fach Becherelko ist hier der geringste Aufwand an Arbeit gewesen, da alle Drähte in der ursprünglichen Verdrahtung verwendet werden. Es ist dort kein Platz für
Umverdrahtungen vorhanden. Meine Lösung 3x Radial Elko am Print ist hier aus diesen Gründen nicht möglich.
Chassis Unterseite Neu
Lautsprecherstoff
Das Radio sieht mit dem alten Lautsprecherstoff sehr unansehnlich aus. Damit ist es nicht Wohnzimmertauglich und der WAF (Woman acceptance factor) tendiert gegen Null.
Eine neue Bespannung mit neuer alter Lagerware hat hier geholfen.
Chassis Vorderseite Neu
Chassis Vorderseite ohne Skala und Schallwand. Der Schaumstoff um den Lautsprecher wurde erneuert.
Chassis Rückseite
Chassis Rückseite mit Schallwand.
Die Zugänglichkeit der EM80 ist bei eingebauten Gehäuse kaum möglich, auch wenn es der Aufkleber an der Schallwand verspricht.
Röhrentausch
Die EM80 das magische Auge ist total verbraucht und hatte keine Leuchtkraft mehr. Die 'Magie'
kann aber durch die russische Schwester der EM80 die 6E1P oder in kyrillisch die
6E1П wieder hergestellt werden.
Die Röhren EL84 und EF85 sind noch in Ordnung.
ECC85, ECH81, EABC80 und die EZ80 waren schlecht und mussten auch ersetzt werden.
Fazit
Aufgrund des gedrängten Aufbaues an der Unterseite ist dass kein ausgesprochenes Gerät für Leute, welche in die Aufarbeitung von Röhrenradios einsteigen wollen.
Einige Kondensatoren war nur sehr schwierig zu erreichen, mussten aber erneuert werden, da völlig defekt.
Hier war eine Menge Arbeit vonnöten, aber es ist fein, ein eher seltenes Gerät vor dem Recycling zu retten.
Darum ist der Bericht hier auch etwas länger als üblich.
Auch nach 65 Jahren ist die Empfangsleistung und der Klang in Ordnung.
Stromaufnahme bei 230V liegt bei 51W.
Weitere Informationen (Seilpläne und Schaltung) dazu hier bei
Minerva Super Minx www.radiomuseum.org zu sehen.
Dateidatum: 10.03.2022